Ebend im dpa Ticker der
Frankfurter Rundschau:
Rechtsradikale attackieren zwei Afrikaner auf Weinfest
Mainz (dpa) - Fast zeitgleich mit den Ausschreitungen im sächsischen Mügeln sind auch in Rheinland-Pfalz Ausländer angegriffen worden. Wie das Innenministerium in Mainz mitteilte, wurden am vergangenen Wochenende auf einem Weinfest in Guntersblum zwei Afrikaner von einer Gruppe Rechtsradikaler angegriffen. Der Vorfall sei aus ermittlungstaktischen Gründen bislang verschwiegen worden. Ein 26-jähriger Mann aus dem Sudan wurde schwer verletzt. Zwei Verdächtige sind in Polizeigewahrsam.Nach dem kürzlich in Ostdeutschland im Progrom Modus Inder wie Schweine durch das Dorf getrieben worden sind, zeigt Westdeutschland dass es in Sachen Rassismus mithalten kann.
Was für ein Ausgleich! Die gesammtdeutsche Einheit ist vollzogen. Es bleibt allerdings die Frage für wen dieser Vollzug sinnvoll ist.
Ob auch der Vollzug eines NPD Verbots das Allheilmittel ist, halte ich für fraglich. Pragtikabler erscheint mir eine Ächtung von rechtradikalen Tendenzen und Haltungen. Aber das bedeutet Engagement und Investitionen. Und klare Worte. Und ob das wirklch gewollt ist, wage ich zum Beispiel mit dem Streit um die Politik von Ursula von der Leyens Ministerpolitik zu bezweifeln.
Verbote sind immer schnell gefordert. Verbote haben allerdings noch nie geistige Haltungen gefördert
aj-flensborg - 2007-08-24 19:34
Bei
Heise findet sich heute Folgendes:
Chinesischer Internet-Dissident in psychiatrische Anstalt gesteckt
Der chinesische Internet-Dissident und Blogger, He Weihua, ist in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen protestierte am Freitag gegen die Maßnahme, die nach Angaben von Verwandten in der Provinz Hunan wegen seiner regimekritischen Beiträge im Internet-Foren erfolgte. "Es kann nicht hingenommen werden, dass die chinesischen Behörden solche Methoden benutzen, um Bürger zum Schweigen zu bringen, die lediglich friedlich ihre Ansichten geäußert haben", hieß es in einer Mitteilung der Organisation. Offenbar hätten die Behörden die Praxis nicht aufgegeben, jene, die Machtmissbrauch enthüllten und sich über Zensur hinwegsetzten, zur Strafe zwangsweise in Anstalten einzuweisen.
He Weihua sei vorgeladen und Anfang des Monats festgenommen worden, nachdem er in einem Internetartikel im Juli nicht nur den Anstieg der Schweinefleischpreise in China kritisiert, sondern auch den Zusammenbruch der Kommunistischen Partei wegen Korruption vorhergesagt hatte. Ein Verwandter berichtete, He Weihua leide keineswegs unter Geisteskrankheit. Er habe eine große Zahl von Artikeln über Menschenrechte für die in China von der Zensur gesperrte regimekritische Website Boxun geschrieben. Schon im Dezember 2004 war He Weihua in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden, wie Reporter ohne Grenzen berichtete. 2006 sei er beinahe von einem Motorrad überrollt worden, dessen Fahrer ihn aufgefordert habe, seine Menschenrechtsaktivitäten einzustellen.
Internetzensur und mangelnde Pressefreiheit in China gehören auch zu den Themen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch am Montag und Dienstag in Peking. Neben den offiziellen Gesprächen ist ein Treffen mit Journalisten geplant. Regierungen und Regierungsformen, die abweichendes Verhalten als krank stigmatisieren sind auf diesem Planeten weit verbreitet. Ich in gespannt was das Merkel ausrichten kann. Oder will...
- Aber der Blick über den Zaun muss nicht so weit schweifen: Wenn ich sehe, wie mit Schwulen und Lesben in der EU, konkret in Polen, umgegangen wird, krieg ich das Gruseln.
- Aber auch ein Blick diesbezüglich in die jüngste deutsche Geschichte ersetzt jeden Horrorfilm.
- Und wem das auch noch zu weit weg ist... schaue sich mal die Situation von vielen alten Menschen an, die sich nicht mehr wehren können. Blicke in Alten- und Pflegeheime öffenen spätens da die Augen.
aj-flensborg - 2007-08-24 19:10
Malawi?
Den Namen haben viele schon mal gehört. Da war doch was vor einiger Zeit mal in der Tagesschau...
Malawi ist eines der ärmsten Länder auf diesem Planeten. Ein äußerlicher Grund für Aufmerksamkeit...
Nun gibt es seit gestern ein temoraeres blog der Frankfurter Rundschau. Schau ma
hier rein.
Eine schnelle Einführung und eine Vorstellung wo dieses Land sich befindet gibs bei
Wikipedia.
aj-flensborg - 2007-08-12 11:11
"Alles wird teurer. Ich muss immer mehr zahlen…"
Ich kann es nicht mehr hören. Die größten Jammerer lieben das Jammern. Mehr aber auch nich. Sie jammern kultiviert in ihren Wohnungen und Häusern, auf der Arbeit und am liebsten in der Freizeit. Dafür jammern sie auf einem sehr hohen Niveau - was die Sache allerdings auch nicht besser macht. Das Jammern vor laufender Kamera der zahlreichen Jäger nach O-Tönen bildet dabei eine unifaziale Stellung.
Nein, auffällig ist es schon was sich bei den Deutschen mit der Preis Erhöhung von Milch, Käse und Co. anspielt. Interessanterweise jammern in der Regel Menschen aus der Mittelschicht am Besten. Sauberes Artikulieren und Sprachgebären ist die Grundlage einer medialen Präsenz.
Es gibt jedoch noch Ausnahmen. Die Allesversteher, besser die Verwässerer. Sie besitzen die rhetorische Gabe ihre eigenen Argumente durch eine sachlich bezogene, also für jedes Toastbrot nachvollziehbare, allzu schnelle lineare, Kausalität sich wieder im Rahmen einer öffentlich rechtlichen Ausgelogenheit selbst zu entwaffnen. „Ja, wenn die Preiserhöhung dem Bauern direkt zugute käme…“ Respekt.
Aber durchgefallen in Sachen Ökonomiekenntnisse.
Wenn schon alle verprügeln, dann auch Minderheiten. Also Politiker.
Ich habe den Eindruck auf uns kommen wieder Wahlen zu. Eine kleine Minderheit in der Minderheit meldete sich dann doch heute zu Wort und fordert die Erhöhung der Hartz IV Sätze. Ich nehme es den kravattierten Berufskomikern nicht mehr ab.
Es hat weit aus bessere, wenn auch nicht so spektakuläre Anlässe gegeben auf die Missstände der staatliche Fürsorge hinzuweisen. Nur waren und sind sie nicht so telegen. Oder lassen sich medial nicht so verbraten. Allein die Flut der Klagen zu Hartz IV sind ein Grund die gesamte Sozial Gesetzgebung zu überdenken. Nein, allenfalls der Vorstoß die Prozesskostenhilfe einzuschränken, wird in Augenschein genommen. Ein Blendwerk. Von politischen Entscheidungsträgern.
Dabei betreffen Preis Erhöhungen besonders Gruppen, die sich nicht wehren kann: Die Hablosen, die in materieller Armut leben müssen.
Angesprochen fühlt sich aber die Zielgruppe der soaps: Die Jammerer. Denn die werden sie auch beim nächsten Mal wieder wählen. Damit das Niveau des Jammerns neu auf hoher Qualitätsebene geführt werden kann: Zum Beispiel der neuen Rechtschreibung. Denn auch da müsste jemand ja endlich mal…
Doch das ist ein weites Feld. Ein Käsefeld…
aj-flensborg - 2007-08-01 23:10
Ich brauch ne Salbe. Nix Besonderes, nix Teueres.
Trotzdem nutze ich meine flatrate un mach ne kurze Umfrage. Da ich sowieso zum Südermarkt soll, ruf ich in der Südermarkt Apotheke an. Ja, die Salbe ist da und soll Euro 2,74 kosten. Gut.
Anschließend Anruf beim Hai unter den Flensburger Apotheken: Doc Morris. Is ja auch am Südermarkt. Zu meiner Überraschung bekomm ich die Auskunft: "Da gibt es verschiedene Salben, so um 3 Euro, ein bisschen drunter..."
Ja, das is ja der Witz der Konkurrenz dass es da verschiedene Anbieter gibt. Tolle Auskunft. Über den Service, dem Kunden keine genauene Auskunft zu geben, muss ich mich nicht weiter auslassen. Der ist selbstredend.
Es folgt der Gang in die Südermarkt Apotheke. Dort legt man mir die Salbe hin und erklärt mir, dass ich Euro 3,15 zu bezahlen habe...
Auf meine Bemerkung eines eben geführten Telefonates mit o. a. Preisangabe hin geht die Angestellte ersma mal nach hinten und interviewt eine Kollegin, ob sie eben telefoniert hätte... - Es folgt ein erneuter Griff in die Apotheker Schränke und ich bekomme ein Präperat einer anderen Firma.
Kein Wort einer Erklärung, geschweige denn einer Entschuldigung, wir etwas zu Teueres verkaufen zu wollen...
Ich frage mich wie Kunden behandelt werden, die sich nicht wehren können. Gerade ältere Leute sind gezungen auch bei kleineren Summen zu sparen, wo es nur geht. Auch bei Medikamenten.
Das Flensburg nicht gerade das Zentrum der Hochfinanz ist, is auch nix Neues. Um so ärgerlicher ist das Verhalten in den beiden Apotheken.
Beide sind nicht unbedingt empfehlenswert.
aj-flensborg - 2007-07-31 18:30
Von der
Frankfurter Rundschau wurde heute nachmitag folgende dpa Meldung verbreitet:
Stürzen und zu spät kommen sind die häufigsten Alpträume
Baierbrunn (dpa) - In die Tiefe stürzen, verfolgt werden oder zu spät kommen - werden die Deutschen von Alpträumen geplagt, dann widerfährt ihnen meistens eines dieser Geschehnisse. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK in Nürnberg im Auftrag der "Apotheken Umschau". Mehr als 37 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass ihre Alpträume sehr häufig von Abstürzen handelten. Hmm. Ich hatte schon immer im Hinterkopf, dass ein Großteil der Menschen in unserer Kultur recht neurotisch werden. Neurotisch werden müssen...
aj-flensborg - 2007-07-31 16:22
Ich habe über meinen letzten blog Eintrag mehrfach nachdenken müssen. Ob wir es wollen oder nicht, vermitteln blogs immer ein Bild von Menschen. Bilder, die immer nur Teil eines Menschen sind, die aber missinterpretiert oder auch bewusst falsch ausgelegt werden können. Ich kenne die Diskussion gerade von Kommilitonen, die ihre berufliche Zukunft in der so genannten freien Wirtschaft suchen.
Viele von ihnen wollen nicht bloggen, wollen ihre persönlichen Haltungen nicht offenbaren. Ein potentieller Arbeitgeber könnte ja den Bewerber durchleuchten googeln und etwas falsch verstehen. Oder es könnten Nachteile aus kritischen Perspektiven entstehen.
Ja, das ist möglich. Möglich ist es aber auch dass diese Gesellschaft zu wenig Auseinandersetzung von der Basis erhält und sich darin einfach nur vom Fernsehsessel aus an Stellvertreterauseinandersetzungen ergötzt. Bis aufgeilt.
Ohne zum Mehrtürer Märtyrer zu werden, es bedarf deutlich mehr der Auseinandersetzung. Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie oft selbst bei Studierenden höre Ich kann das nicht beurteilen... Apathie ist ein Krebsgeschwür der Demokratie.
Nein, blogs dienen der Auseinandersetzung. Ohne aufdringlich zu sein. Wer meinen Senf nicht essen lesen will, lässt es.
Nicht nebenbei stehe ich zu meinen Auffassungen. Auch wenn mir Formalia schon mehrfach nen Job verschafft haben. Aber auch eben Auseinandersetzungen…
„Ich habe meine Meinungen nicht, weil ich hier bin, sondern ich bin hier, weil ich meine Meinungen habe.“
Das Plakat mit dem Bert Brecht zugeschrieben Zitat hing vor über 20 Jahren bei mir in an einer Zimmerwand. Plakat und Zimmer habe nicht mehr.
Meine Meinungen aber noch.
aj-flensborg - 2007-07-27 22:55
Seit ein paar Tagen bin ich nun auch offiziell um ein Patenkind reicher. Neben der Patenurkunde hat mir dies erneut Einblicke, sehr angenehme Einblicke, in eine andere Familie beschert.
Doch nicht nur dass, auch ein Kirchenbesuch war mal wieder fällig. Und siehe da: Eine sehr angenehme Erfahrung. Mitten in Niedersachen, nur wenige Kilometer von geographischen Zentrum entfernt, in mitten der Einöde Biedersachsens, einer mich sehr ansprechenden Natur, erlebe ich ein Pastorin, die mir mit ihrem Auftreten gefällt. Sie spricht eben nicht nur in der Predigt das Thema der geistigen Verarmung an, dass mich – wenn ich nicht aus einer christlichen Orientierung heraus - seit einiger Zeit stärker beschäftigt. Ohne Paten(t)lösungen zu verbreiten oder auf andere einzuhauen und somit absolut zu erscheinen kann sie auf unschöne Verhaltenweisen und sich trotzdem auf der anderen Seite auftuende Perspektiven aufzeigen.
Für mich wieder sehr angenehm zu sehen, dass sich meine Fragen auch bei anderen widerspiegeln ohne dass sie denselben Ausgangpunkt haben. Obendrein gefällt mir ihr rhetorisches Auftreten, das von einer sehr reflektierten Lebenserfahrung zeugt.
Ich frage mich was ein solcher Mensch schon seit 15 Jahren hier in einer absolut ländlichen Kultur macht. Denn auch hier zeig sich wieder das Dilemma der Kirchenbesucher: Ein Gruppe von Konfirmanden schießt nach dem Ende des Gottesdienstes nach vorne um sich die Testate der Teilnahme zu sichern, es ist eine zahlenmäßig kleine Anzahl der Gemeindemitglieder anwesend und es dominiert auch da die klassische Gruppe der älteren Frauen, neben dem Antlitz der braven Bürger.
Nicht das ich den Anwesenden und den nicht Anwesenden diese allein menschlich sehr angenehme Pastorin nicht gönne. Nein, ich frage mich wie sie selber mit dieser Situation zu Recht kommt. Denn der Austausch von divergierenden Gedanken scheint doch recht bescheiden zu sein. Ist da das Alltagsgeschäft befriedigend? Und die eigene Disziplinierung nach diesem Bedürfnis oder die eigene geistige Reduktion kann meiner Auffassung nicht langfristig gut gehen. Aber vielleicht übersehe ich hier etwas.
Dankbarkeit könnte es sein. Aber da bin ich dann auch prompt wieder in der Tradition der protestantischen Ethik, der Erfüllung und Entsprechung. Wie schwer allein hier das Alltagsgeschäft hierbei ist, zeigt sich am Beispiel der zweiten Patin. Diese kann eine solche nicht sein, da sie nicht Mitglied der evangelischen Kirche ist. Schlimmer noch, sie ist aus der katholischen Kirche ausgetreten. Nicht lizenzierbar.
Groß war das Aufheulen der evangelischen Kirche vor kurzem nach dem der höchste Katholik im irdischen Dasein seine Glaubensgemeinschaft als alleinige Kirche dargestellt hat. Gott sei Dank haben ihn da noch nicht einmal die Juristen ernst genommen. Muss die protestantische Glaubensgemeinschaft sich auch intolerant beweisen um ihr eigenes Profil zu schärfen?
Eine mir nicht unbekannte Situation. Schließlich habe ich u. a. schon ein Patenkind bekommen, bei dem ich der einzige lizenzierbare Christ bin. Die anderen beiden Paten waren auch hier nicht tragbar: Ein Nichtmitglied und eine Katholikin. - Meine Mitgliedsqualitäten sind anscheinend nicht zu übersehen…
Nicht übersehen habe ich wiederum, dass die Pastorin W beim anschließenden Mittagessen nicht dabei war. Ich kenne es, dass man die Pastorin hierzu oder auch zum obligatorischen Kaffee mitnimmt. Ob sie es leisten kann und auch will ist eine andere Sache. Schade eigentlich. Eine vertane Chance der Begegnung in meinen Augen. So sitze u. a. auch ich dann weiter auf einem großen Haufen Fragen zur Existenz und Vermittlung von christlichen Werten.
Die Auseinandersetzug geht aber nichtsdestotrotz weiter, denn mir ist die Patenschaft wichtig. Und sie macht auch Spaß, da das Umfeld dieses Patenkindes Bewegungen, Fragen und Veränderungen zulässt. Und mein Patenkind, dem ich mich nicht nur seit heute verbunden und verpflichtet fühle hat, hat ein Recht auf Orientierung. Auch ein Recht auf meine Orientierung.
Eine Orientierung, die mir meine eigene Gemeinde vor der Tür schwer macht. Das Gebaren meiner Amtskirche ist mir oft fremd. Es ist mir sehr fremd, wenn eine Freundin aus meiner lokalen Gemeinde, die vor kurzem aus der Kirche ausgetreten ist, zu ihrem Austritt einen moralisierenden Serienbrief erhält, der sie in das Licht von schlechten, einfach sich der Gemeinschaft entziehenden Menschen stellt. Bei allem Respekt für eine Verärgerung auf Seiten der Kirche ist ein Serienbrief wohl kaum ein adäquates Mittel um an Menschen heranzutreten, die sich abwenden. Da muss man nicht viel Lebenserfahrung haben, um dies zu erkennen. Der moralisierende Zeigefinger ist auch in der protestantischen Ethik nicht mehr zeitgemäß.
Im Gegenteil, der Kirchenaustritt erhält durch diese Aktion eine zusätzliche Berechtigung als Konsequenz. Und macht auch den Weg in meine Gemeinde vor der Tür alles andere als attraktiv. Ändert aber nix an meinen geistigen Vorstellungen.
aj-flensborg - 2007-07-26 22:55
In der Bibel steht, die Gärten seinen früher dagewesen als die Gärtner, aber das war in Pollsmoor nicht der Fall...
Aus: Nelson MANDELA: Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie. Hamburg: SPIEGEL-Verlag, 2006. S. 648.
Mehr oder weniger zufällig lese ich die Biographie von Nelson Mandela. Eindrucksvoll schildert er, der fast drei Jahrzehnte in Gefängnissen des südafrikanischen Apartheitsstaats war, was dies mit ihm gemacht hat. Es ist weniger der analytische Blick als der persönliche, der das Buch für mich zu einem besonderen macht.
Die Taktik des Staates ihn durch Demütigung und Isolation von Famlie, Freunden und Weggefährten zu zermürben, ist nicht aufgegangen.
Auch der permanente Versuch des Apartheitsregimes Keile zwischen ihn und die afrikanische Befreiungsbewegung zu treiben, scheiterte.
Dass das Alltagsleben in den Gefängnissen mehr Tortour denn Leben war, lässt sich schnell ausrechnen. Mein Besuch des Nelson Mandela Gateway to Robben Island an der V&A Waterfront in Cape Town vor anderthalb Jahren hat mir Bilder vermittelt, die mir immer noch gegenwärtig sind. [tx, a!]
Wie wichtig Solidarität - von innen und außen - ist, wird eindruckvoll beschrieben. Ich soll das Thema noch mal aufgreifen...
Zufällig lese ich heute auf Seite 599f.:
GEBURTSTAGSFEIERN waren auf Robben Island eine knochentrockene Angelegenheit. In Ermangelung von Kuchen oder Geschenken legten wir unser Essen zusammen und schenkten dem Geburtstagskind ein zusätzliche Scheibe Brot oder oder eine Tasse Kaffee. Fikile Bram und ich waren am gleichen Tag geboren, nämlich am 18. Juli; ich hob ein paar Süßigkeiten auf, die ich zu Weihnachten gekauft hatte, damit wir sie uns an unserem gemeinsamen Geburtstag teilen konnten. ...Nelson, besser Rolihlahla Dalibhunga Mandela, wurde im Jahre 1918 geboren.
Eine fast unvorstellbare Dimension. Und doch ist sie gegenwärtig. Gerade heute...
Happy birthday, Madiba!
aj-flensborg - 2007-07-18 22:22
Er ist zu zurück. Der Sommer. Endlich, nach einiger Zeit hab ich`s Anfang der Woche geschafft wieder zu einem meiner Flensburger Lieblingsplätze zurück zukehren.
Eine herrliche Abend Sonne treibt in der Flensburger Hafen zu fahren. Ich genieße schon den Weg mit dem Fahrrad. Vielleicht ist es schon die Vorfreude, der kurze Weg tut dem keinem Abbruch.
Ausgerüstet mit ner Decke, einem kleinem Abend Snack, ein wenig Rotwein und einem spannnenden Buch lässt es sich auch dem Steg zwischen Mäder`s und Jessen`s Fischperle mehr als nur gut aushalten.
Die Sonne scheint dir direkt ins Gesicht, die wohltuende Abendwärme breitet sich nicht nur auf den Holzbohlen aus. Im Hintergrund eine malerische Flensburg Kulisse, dann ein paar Boote am vorgelagerten, aber nicht zu dichten Steg und auf dem Wasser vor mir spiegelt sich die Sonne… Ein leichtes Glucksen des Wassers erinnert mich daran das ich auf einen Steg bin…
Ich bin schnell weg, Bilder steigen in mir auf…
Unglaublich, aber ich hab diesen Ort des seelischen Balsams erst nach einer längeren Aufarbeitung einer vergangenen Partnerschaft entdeckt. Groteskerweise hat es mich schon mal sieben Jahre zuvor nach dem Ende einer Beziehung in den Hafen getrieben. Wenn auch an eine ganz andere Stelle.
Nein grotesk ist es nicht. Auch hier gilt die alte Erkenntnis: Wer nicht aus der Geschichte lernt, ist gezwungen sie zu wieder holen. So ist es denn. Ich bin damals zu wenig im Hafen gewesen. Nicht nur einmal zu wenig.
Unvorstellbar heute für mich, aber auch eine Erkenntnis: Das passiert mir nicht noch mal. Eine Erkenntnis, das trifft es nicht ganz. Ich bin ja wieder da – und genieße dieses einzig artige Panorama.
So ist es dann kein Wunder dass ich vorbeikommenden Menschen, wie S. aus meinem Haus und ihre Mutter nicht mehr erkenne. Ich bin zu sehr in die Abendsonne eingestiegen, zu viele Bilder steigen auf.
Das Lesen fördert sie. Ich bin in einer anderen Welt. Eine Welt aus der ich nur ungern wieder gehen mag.
So freue schon auf morgen, denn dann weiß ich es schon am Morgen aufer Arbeit: „Un ahms in Haafn faahn…“
aj-flensborg - 2007-07-13 00:43