Dienstag, 7. Dezember 2010

Schul Prostitution

Schule und Geld ist ein recht spezielles Thema. Mir geht hier jedoch nicht um die Frage der Finanzierbarkeit von Bildung, sondern um den Umgang mit Geld in Bildungseinrichtungen.

Vor kurzem war der Fall der Empfehlung einer bestimmten an eine Sparkasse in Hamburg gebundenen Kontokarte durch die Schule für das Mensaessen bundesweit durch die Presselandschaft Medienwelt gegangen.

Davon scheint man bei uns in der Region noch nix gehört zu haben - oder aber auch nix begriffen zu haben. Mit der heutigen Tageszeitung schneite auch wieder das regelmäßige Werbemagazin der Nord-Ostsee Sparkasse vorbei. Die Vorzüge der Einführung einer Geldkarte für das tägliche Mittagessen wird in Hochglanz mit fast einseitigem Bild Photo gepriesen.

Das allein ist nicht bemerkenswert bloggenswert. Interessant ist die Argumentationsstruktur, die im Kern den gesunden und sicheren Umgang mit dem bargeldlosen Zahlungsmittel anpreist.
... Eine Herausforderung für die Schulen, die angesichts veränderter Rahmenbedingungen zunehmend in ihren Mensen gesundes Mittagessen anbieten und effiziente Bezahlsysteme brauchen. Die Nospa hat die Lösung: "Sparkassen-SchulVerpflegung" nennt sich das Angebot, das bargeldloses Zahlen in den Kantinen ermöglicht.
Was gesunde Ernährung mit der Nospa und ihrem Plastikgeld zwangläufig verbinden, bleibt ein Geheimnis ein billiger und plumper Marketingtrick.

Klar, der Umgang mit Plaste Geld will auch gelernt sein. Bedenklich jedoch das Argument der Sicherheit von Geldkarten. (Das Geldkarten sicher sind, wäre eine revolutionäre Nachricht…)

Plastikgeld ermögliche das Nichtabziehen von Schülern. So das Hauptargument.
Die Sparkassen reagieren mit diesem Bezahlsystem auf eine Forderung von Schulvertretern und Elternbeiräten, um das Missbrauchs- Raub-, und Erpressungsrisiko zu senken.
Ich frage mich, wo wir leben… Anstelle Schulen zu Mittelpunkten das alltäglichen Lebens zu machen, wird sehr viel investiert um sie zu vermeintlichen Hochsicherheitstrakten Sicherheitszonen zu machen.

Das Beispiel einer vermeintlich an Sicherheit orientierten Schule verdeutlicht dies eindringlich. Das Einzugsgebiet der Nospa ist nicht gerade ein unüberschaubarer urbaner und metropolenartiger hotspot, dessen Unübersichtlichkeit das markante Merkmal ist.

Als absoluter bullshit erweist sich das Argument, dass sich durch die Geldkarte nicht erkennen ließe, wer einen Essenszuschuss bekäme. Schon mal Bargeld mit Hartz IV Vermerk gesehen? Nein, das vermeintliche Sozialargument ist schwach, schwach konstruiert. Auch hier gibt es Möglichkeiten jenseits der diskriminierenden Sozial Gutscheine, die immer wieder in vorwiegend kleingeistigen Debatten auftauchen.

Wir bauen Schulen zu einer vorgegaukelten Festung, zu einer Festungsinsel auf, die Bildungsprozesse sowohl räumlich als auch im Erlebnisbereich limitiert. Ein Ansatz übrigens mit dem ich mich sehr schwer tue: Lebensweltprozesse isolieren und sie dann aufbereitet exemplarisch dann nach willkürlichen Kriterien ablaufen zu lassen. Die Begegnung mit der Lebenswelt wird somit zur Ausnahme. Nicht das Leben wird zum Unterrichtsgegenstand, sondern die Bedingungen der Institution Schule entscheiden über Bildungsprozesse.

Wo mit ich dann auch wieder bei der Geldkarte bin. Nicht der Umgang mit Plastikgeld muss trainiert werden, sondern der Umgang mit direkt erlebbaren Geld. Dazu gehört auch das Bereitstellen eines entsprechenden Umfeldes. Mit der entsprechenden Sicherheit auch Geld bei sich zu tragen können. Und das angstfrei.

Bedenklich ist zudem die Anbindung an eine Bank, ein Geldinstitut. Auch wenn es konsequent ist: Bildungsprozesse werden in Deutschland zunehmend privatisiert. Der Staat kann will Bildung nicht mehr finanzieren. Wer ist der Staat? Die Gemeinschaft… erklärt stillschweigend den Bildungsbankrott. Und lässt sich hier von der Nospa aushalten. Heute ist klingt es noch ein wenig übertrieben: Wo hast du deinen Abschluss gemacht? – An der Frerich-Eilts-Grund- und Regionalschule für Sportsponsering …

Wir werden uns auch daran gewöhnen… Bildungsprostitution ist inzwischen ein Phänomen des Alltags. Das macht sie aber weder gut noch richtig.

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