Donnerstag, 26. Juli 2007

Der Pate

Seit ein paar Tagen bin ich nun auch offiziell um ein Patenkind reicher. Neben der Patenurkunde hat mir dies erneut Einblicke, sehr angenehme Einblicke, in eine andere Familie beschert.

Doch nicht nur dass, auch ein Kirchenbesuch war mal wieder fällig. Und siehe da: Eine sehr angenehme Erfahrung. Mitten in Niedersachen, nur wenige Kilometer von geographischen Zentrum entfernt, in mitten der Einöde Biedersachsens, einer mich sehr ansprechenden Natur, erlebe ich ein Pastorin, die mir mit ihrem Auftreten gefällt. Sie spricht eben nicht nur in der Predigt das Thema der geistigen Verarmung an, dass mich – wenn ich nicht aus einer christlichen Orientierung heraus - seit einiger Zeit stärker beschäftigt. Ohne Paten(t)lösungen zu verbreiten oder auf andere einzuhauen und somit absolut zu erscheinen kann sie auf unschöne Verhaltenweisen und sich trotzdem auf der anderen Seite auftuende Perspektiven aufzeigen.

Für mich wieder sehr angenehm zu sehen, dass sich meine Fragen auch bei anderen widerspiegeln ohne dass sie denselben Ausgangpunkt haben. Obendrein gefällt mir ihr rhetorisches Auftreten, das von einer sehr reflektierten Lebenserfahrung zeugt.

Ich frage mich was ein solcher Mensch schon seit 15 Jahren hier in einer absolut ländlichen Kultur macht. Denn auch hier zeig sich wieder das Dilemma der Kirchenbesucher: Ein Gruppe von Konfirmanden schießt nach dem Ende des Gottesdienstes nach vorne um sich die Testate der Teilnahme zu sichern, es ist eine zahlenmäßig kleine Anzahl der Gemeindemitglieder anwesend und es dominiert auch da die klassische Gruppe der älteren Frauen, neben dem Antlitz der braven Bürger.

Nicht das ich den Anwesenden und den nicht Anwesenden diese allein menschlich sehr angenehme Pastorin nicht gönne. Nein, ich frage mich wie sie selber mit dieser Situation zu Recht kommt. Denn der Austausch von divergierenden Gedanken scheint doch recht bescheiden zu sein. Ist da das Alltagsgeschäft befriedigend? Und die eigene Disziplinierung nach diesem Bedürfnis oder die eigene geistige Reduktion kann meiner Auffassung nicht langfristig gut gehen. Aber vielleicht übersehe ich hier etwas.

Dankbarkeit könnte es sein. Aber da bin ich dann auch prompt wieder in der Tradition der protestantischen Ethik, der Erfüllung und Entsprechung. Wie schwer allein hier das Alltagsgeschäft hierbei ist, zeigt sich am Beispiel der zweiten Patin. Diese kann eine solche nicht sein, da sie nicht Mitglied der evangelischen Kirche ist. Schlimmer noch, sie ist aus der katholischen Kirche ausgetreten. Nicht lizenzierbar.

Groß war das Aufheulen der evangelischen Kirche vor kurzem nach dem der höchste Katholik im irdischen Dasein seine Glaubensgemeinschaft als alleinige Kirche dargestellt hat. Gott sei Dank haben ihn da noch nicht einmal die Juristen ernst genommen. Muss die protestantische Glaubensgemeinschaft sich auch intolerant beweisen um ihr eigenes Profil zu schärfen?

Eine mir nicht unbekannte Situation. Schließlich habe ich u. a. schon ein Patenkind bekommen, bei dem ich der einzige lizenzierbare Christ bin. Die anderen beiden Paten waren auch hier nicht tragbar: Ein Nichtmitglied und eine Katholikin. - Meine Mitgliedsqualitäten sind anscheinend nicht zu übersehen…

Nicht übersehen habe ich wiederum, dass die Pastorin W beim anschließenden Mittagessen nicht dabei war. Ich kenne es, dass man die Pastorin hierzu oder auch zum obligatorischen Kaffee mitnimmt. Ob sie es leisten kann und auch will ist eine andere Sache. Schade eigentlich. Eine vertane Chance der Begegnung in meinen Augen. So sitze u. a. auch ich dann weiter auf einem großen Haufen Fragen zur Existenz und Vermittlung von christlichen Werten.

Die Auseinandersetzug geht aber nichtsdestotrotz weiter, denn mir ist die Patenschaft wichtig. Und sie macht auch Spaß, da das Umfeld dieses Patenkindes Bewegungen, Fragen und Veränderungen zulässt. Und mein Patenkind, dem ich mich nicht nur seit heute verbunden und verpflichtet fühle hat, hat ein Recht auf Orientierung. Auch ein Recht auf meine Orientierung.

Eine Orientierung, die mir meine eigene Gemeinde vor der Tür schwer macht. Das Gebaren meiner Amtskirche ist mir oft fremd. Es ist mir sehr fremd, wenn eine Freundin aus meiner lokalen Gemeinde, die vor kurzem aus der Kirche ausgetreten ist, zu ihrem Austritt einen moralisierenden Serienbrief erhält, der sie in das Licht von schlechten, einfach sich der Gemeinschaft entziehenden Menschen stellt. Bei allem Respekt für eine Verärgerung auf Seiten der Kirche ist ein Serienbrief wohl kaum ein adäquates Mittel um an Menschen heranzutreten, die sich abwenden. Da muss man nicht viel Lebenserfahrung haben, um dies zu erkennen. Der moralisierende Zeigefinger ist auch in der protestantischen Ethik nicht mehr zeitgemäß.

Im Gegenteil, der Kirchenaustritt erhält durch diese Aktion eine zusätzliche Berechtigung als Konsequenz. Und macht auch den Weg in meine Gemeinde vor der Tür alles andere als attraktiv. Ändert aber nix an meinen geistigen Vorstellungen.

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